Donnerstag, 3. November 2016

Von Tiflis nach Baku

Heute schreibe ich euch aus der pulsierenden Stadt Baku am Kaspischen Meer. Das Visum fuer Aserbaidschan bekam ich dank des Eilverfahrens vor 4 Tagen. In einer heimlichen Nebel und Monsunartigen Nachtaktion machte ich mich zu Fuss auf den Weg von Tiflis zur Georgisch,- Aserbaidschanischen Grenze.

Dort angekommen war ich nach der anderthalbtaegigen Wanderung und spaeten Uhrzeit nicht der einzige der die Grenze ueberqueren wollte. Im bereits gewohnten Verfahren lies ich mein Taschenmesser in die tiefen meines Ruckssacks verschwinden und kramte im gleichen Zug meinen Reisepass aus dem kleinen orangenen. wasserfesten Beutel. In einer gefuehlten Ewigkeit las sich der erste Grenzbeamte den Pass durch und hatte zu jedem erteilten Visa irgendeinen Kommentar abzugeben. An sich kein Problem da ich gerne meine Reiseerfahrungen teile, aber nicht um drei Uhr bei 1 Grad Aussentemperatur.
Die naechste Huerde stellte der Scanner da der wie jedes mal panisch bei meinem Rucksack ausschlug. Ein Soldat mit einer unglaublichen Aehnlichkeit zu Robert De Niro kam mit bedrohlichen Schritten auf mich zu, legte mir meinen Rucksack zu Fuessen und deutete diesen aufzumachen. Ich wusste worauf er hinauswollte und gab ihn das, mit einem Taschenmesser nicht zu vergleichende Messer in die Hand. Daraufhin verschwand dieser damit in Richtung seiner Kollegen. Die Anzahl an Leute die ebenfalls endlich passieren wollte wurde immer groesser und vorallem Lauter. Ich muss kein Russisch sprechen koennen um zu wissen das die Worte die in meine Richtung geworfen kamen sicher keine Bekundungen von Zuneigung waren.
Fuenf Minuten spaeter kam Robert zurueck. Eine Minute eisiges schweigen und "wer blinzelt als erstes", dann gab er mir mein Messer wieder und lies mich gehen.

Draussen angekommen kamen bei eisigen Temperaturen die ersten Taxifahrer auf mich zugeschossen. Umgerechnet 15 Euro verlangten diese fuer die ueber Fuenfhundert Kilometer lange Fahrt nach Baku. Selbst wenn ich gewollte haette, mein Geld war ausschliesslich Georgisch und mir wohl irgendwie ans Herz gewachsen.
Mir blieb nichts anderes uebrig als zu Fuss weiter zu gehen. Ich folgte der einzigen Strasse fuer zwei Stunden und beschloss mein Zelt einige Meter vom Strassenrand entfernt unter einer kleinen Baumalee aufzubauen. Die Nacht selbst war ziemlich frisch, aber einige Stunden Schlaf konnte ich zumindest aufholen.

Gegen Neun Uhr machte ich mich wieder auf den Weg, steckte das, vom naechtlichen Niesel noch klamme Zelt in einen Plastikbeutel und betrat mit ungewoehnlich guter Laune die Strasse.
Nach 4 Stunden wandern aenderte sich die Landschaft von der ehemals flachen Ebene und immer groesser werdende Huegel taten sich auf. Diese waren nur mit Gras bewachsen und alle paar Kilometer fand sich auch mal ein einsam stehender und vom Wind verbogener kleiner Baum. Ich kam durch einige kleine Ortschaften und bewunderte die Grablandschaften, die an Friedhof der Kuscheltiere erinnern  und die als Seifenkisten zu beschreibenden Autos der Bewohner. Die Wasserleitungen verlaufen ueber ein verzweigtes Netzwerk  ueberall Ueberirdisch zu den oftmals eher kleinen Haeusern.
Es daemmerte bereits und ich hoffte per Anhalter zumindest in die naechste Stadt mitgenommen zu werden. Daraus entwickelten sich vier Fahrten in zwei Tagen und ein lustiger Abend bei Agil und seiner Familie, die mich fuer eine Nacht bei sich aufnahmen.

In Baku angekommen richtete ich mich gleich bei Adem, meinem Host von Couchsurfing ein und liess mich mit tuerkischen Essen umsorgen. Noch nie habe ich warmes Essen so sehr zu schaetzen gewusst als nach 2 Tagen in der Aserbaidschanischen Kaelte.
Am naechsten Tag machte ich mich auf zur turkmenischen Botschaft. Die Sonne schien und es versprach ein guter Tag zu werden, waere da nicht das kleine Problem das diese nicht taeglich geoffnet hat. Ein vorbeilaufender Poilzist wies mich daraufhin das diese einen Tag spaeter geoeffnet hat...hatte sie nicht. Also machte ich mich auf den Weg zum Hafen in der Naehe des Stadtparks, gleich am kaspischen Meer. Dort wollte man nichts von einer Faehre nach Turkmenistan wissen, stattdessen stolperte ich in eine Tanzkoreographie von etwa Eintausend Person rein.
Der zweite Hafen schien mir vielversprechender, auch wenn dieser Fuenfzehn Kilometer entfernt lag. Dort schickte man mich wieder zurueck zum ersten Hafen an dem inzwischen ein kleiner Schalter geoeffnet hatte mit der Ueberschrift "Tickets". Voller Zuversicht orderte ich ohne Begruessung oder anderer Erklaerungen ein Ticket nach Turkmenbashi, den Hafen Turkmenistan. Einige Minuten und Sprachbarriere spaeter schaffte es der Verkaeufer mir zu erklaeren das von hier kein Ticket gekauft werden kann.
Enttaeuescht und mit den Nerven am Rande wagte ich meinen letzten Versuch nach Informationen in das Holiday Inn und bekam einen Augenblick spaeter drei Seiten an geballten, nuetzlichen Informationen wieder. Ob ich das Ticket und Visum umsonst bekomme werde ich morgen erfahren.

Die naechsten Tage verbrachte ich bei einem weiteren Host namens Faris welcher mich und eine weitere Couchsurferin aufnahm. Letztere schreibt ein Buch fuer die russchische Version des Lonely Planets ueber die Stadt Baku und dessen Geschichte.

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