Gelegentlich wird die Szene von meist weißen Pkw's und Lkw's unterbrochen. Diese wirbeln den braunen Sand mit großen staubigen Wolken auf welcher in den letzten Sonnenstrahlen eines angenehmen Tages funkelt.
Nachdem das Gepäck verstaut und die aufgebrachten Reisegemüter der Passagiere sich gelegt haben kommt natürlich eine Frage auf...wer ist der blonde Junge eigentlich der mir grinsend gegenüber sitzt. Gewohnt greife ich nach meiner Goldtafel und reiche sie einer verwirrten Frau die mit ihrer Tochter reist. Ich muss sagen, selbst die Stadthalter und Schmiede Kublai Khans hätten weder einen besseren Text noch eine prachtvollere Mappe gestalten können.
Mit jedem laut gelesenen Wort kehrt mehr Klarheit in die Gesichter der Runde ein und die Stimmung wird zu einer angenehmen und ausgelassenen Heiterkeit.
So gebe ich noch wenige Erklärungen in meinem zweifelhaften Russisch, gemischt mit türkischen Wörtern und konzentriere mich danach ganz auf mein Buch das nach mehr Text verlangt.
Nicht lange schreibe ich denn von allen Beteiligten werde ich zum traditionellen kasachischen Fünf- Finger- Essen eingeladen. Ein Gericht aus dünnen und langen Nudeln mit Hühnchen. Als Beilage bekomme ich Brot mit Streichkäse und dem obligatorischen Shay.
Noch lange wird sich über mich unterhalten und offenbar sieht die Mutter ihrer zwanzigjährigen Tochter in mir eine gute Partie. Sie macht zweideutige Andeutungen welches von starren der jungen Frau begleitet wird während ich wieder in meinen eigenen Spähren des Tagträumers versinke.
Während der Zug gemächlich auf den Schienen dahin fuhr, nahmen draußen die kalten Temperaturen mit jedem gewonnenen Kilometer zu.
Innerhalb war es wohl als Sauna zu beschreiben und die Heizung bollerte fröhlich vor sich hin. Die Frau unter mir wedelte sich regelmäßig mit einem Handtuch Luft zu und auch andere Passagiere seufzten laut wegen der drückenden Temperatur vor sich hin. Die Fenster ließen sich in keinem der Abteile bis auf die Toilette öffnen.
Da ich mir als Ausländer eine Menge herausnehmen kann entledigte ich mich meines Thermopullovers und schlief Oberkörper frei, was deutlich angenehmer war.
Die Nacht selbst war einergermaßen erholsam und so wachte ich am nächsten morgen gegen 9 Uhr almatischer Zeit auf. Ich staunte nicht schlecht als ich auf die Schneebedeckte braunweiße Landschaft schaute. Auf der Toilette öffnete ich natürlich das Fenster und hielt bei Fahrtwind den Kopf hinaus...Notiz an mich. Halte nicht den Kopf hinaus, so mein Rat denn die Minus 10 Grad und harten Schneeflocken peitschen mir geradezu entgegen und ließen mein Gesicht nach wenigen Sekunden rot und taub werden.
Hier und da sieht man, wenn auch klieeschehaft einen braunen Grasballen über die Landschaft fliegen, mal kleiner mal Mannsgroß.
Die ersten Passagiere steigen aus, neue kommen. Ich wundere mich nur über ihre Häuser, so stehen diese massiv wie sie gebaut sind oft hunderte Kilometer auseinander. Dörfer sind tatsächlich noch im Vergleich zu unseren kleine Siedlungen mit 2-10 kleinen Wohnhäusern. Was die Einheimischen im Winter dort machen werde ich sicher später erfahren.
Zum Morgen werde ich erneut mit einer Schale Süßkartoffel und Hühnchen versorgt sowie einem angenehmen süßen Shay. Die Temperaturen im Zug sind wieder gesunken, die Heizung hat wohl doch nicht nur eine Stufe zwischen schwedischer Wettkampfssauna und Arktos Eisschloss aus Tabaluga.
Da es nichts nützt die zahlreichen Angebote der Passagiere auszuschlagen biete ich ihnen im Gegenzug mein Brot, Erdbeermarmelade und die Tafel Schokolade an.
Eines kann ich mit Sicherheit sagen. Wir haben ein völlig falsches Bild von den Menschen in all den von mir östlich besuchten Ländern und Freundlichkeit wie diese erfährt man nur selten im Westen.
Auf der Fahrt selbst blieb mir, so wurde mir immer mehr bewusst nichts anderes übrig als mich meinem Buch zu widmen und aus dem Fenster zu schauen.
Die Wasserhähne haben einen Stift welchen du nach oben drücken musst.